GHC TV, Hashimoto, 37 Minuten, Oktober 2016.
In der Sendung auf German Healthcare TV erläutere ich verschiedene Zusammenhänge rund um das Thema „Schilddrüse“. Beim gesunden Menschen völlig unbemerkt, koordiniert ein ausgeklügeltes System von Botenstoffen viele lebenswichtige Funktionen unseres Körpers. Hormone, wie diese Botenstoffe genannt werden, rücken deswegen auch vermehrt in den Fokus, wenn es um die Erklärung von Krankheiten oder die Wiederherstellung und Erhaltung von Gesundheit geht. Die Schilddrüse stellt dabei ein wichtiges Mitglied dieses raffinierten Regelkreises dar. Ihre Hormone erreichen jede Zelle des Körpers und steuern unter anderem Energiestoffwechsel, Herz-Kreislauf-Funktion, Körpertemperatur, Fertilität, Gehirnfunktion und unser Wohlbefinden als Ganzes. Ihr Einfluss auf den Körper erschließt sich jedoch nur dann, wenn man die Schilddrüsenhormone als Teil eines Zusammenspiels vieler Hormone betrachtet. Man kann sich das vorstellen, wie das Zusammenspiel eines Orchesters.
Häufig bedarf es einer Menge Detektivarbeit, um eine Fehlfunktion der Schilddrüse als Ursache für die Symptome ausfindig zu machen. Die Patientinnen, meist sind es Frauen, haben oft unspezifische und vielfältige Symptome, fühlen sich beispielsweise traurig, antriebslos, benebelt oder klagen über Konzentrationsschwäche. Hinzu kommt oft eine hormonelle Störung mit Unregelmäßigkeiten bei der Regelblutung. Die Ratsuchenden nehmen eine Störung der Schilddrüse als Diagnose meist gut auf, denn es ist für sie einfacher, mit einer hormonell bedingten Erkrankung – also einer körperlichen Störung – umzugehen, als mit einer psychischen Diagnose in Richtung Depression, bei der man nicht weiß, wie man dieser konkret begegnen kann. Oft sind sie schon enorm entlastet, wenn diese funktionellen Zusammenhänge sichtbar werden und begründet werden kann, warum sie es nicht geschafft haben, trotz ihrer vielfachen Bemühungen, einen zufriedenstellenden Gesundheitszustand zu erlangen.
Eine häufige Ursache für Schilddrüsenstörungen sind Autoimmunerkrankungen. Dabei bildet das Immunsystem aus bisher nicht sicher geklärten Gründen Antikörper gegen Strukturen der Schilddrüse, die eine Entzündung (Autoimmunthyreoiditis) verursachen, wie der Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoiditis, die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung. Experten vermuten, dass bei bis zu 10 Prozent vor allem der weiblichen Bevölkerung eine Form dieser Erkrankung vorliegt. Zeitpunkte, zu denen die Hashimoto-Thyreoiditis auftritt, sind Phasen, in denen die Frau eine Hormonveränderung erlebt, z. B. Pubertät, Schwangerschaft und nach der Geburt der Kinder. Symptomatisch wird das Ganze oft erst im Rahmen der Wechseljahre, wenn dann zu der Schilddrüsenschwäche auch noch die Wechseljahre hinzukommen und zudem bei Stress die Nebennierenfunktion nachlässt.
Die ganzheitliche Sicht auf die Schilddrüsenfunktion spielt aber auch in Bezug auf andere Wechselwirkungen eine besondere Rolle. Beispielsweise können junge Frauen unter der Einnahme der Antibabypille im Rahmen einer relativen Schilddrüsenunterfunktion Symptome wie Traurigkeit und Erschöpfung entwickeln. Das enge Zusammenwirken verschiedener Hormonachsen findet sich zudem bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch. So können grenzwertige, „schwache“ Schilddrüsenwerte die Ursache dafür sein, dass das System insgesamt zu schwach ist für die Entstehung oder Unterhaltung einer Schwangerschaft. Auf diese und andere Zusammenhänge gehe ich in dem Interview näher ein.