Wir alle müssen einmal sterben. Auch wenn wir immer älter werden, ist das Ende, der Tod doch unausweichlich. Diese schmerzliche Erfahrung müssen auch die machen, die ihr ganzes Leben total gesund gelebt haben. Zum Schluss werden die meisten von ihnen doch krank, bekommen Schlaganfall, Krebs und Co. Was geht da schief?
Es ist der Alterungsprozess, der jeden von uns ab ca. 40 Jahren erwischt. Egal, wie viel Gemüse er oder sie isst und wie viel Sport gemacht wird, der Mensch altert und stirbt, wenn er das Glück hat, überhaupt alt zu werden. Und alt werden wir heute in Deutschland, im Schnitt um die 80 Jahre, die Frauen leben etwas länger als die Männer. Innerhalb der letzten 100 Jahre konnten wir unsere Lebenserwartung verdoppeln. Wer sich dann noch gesund verhält mit gemüsereicher Ernährung, viel Bewegung, ohne Rauchen, wenig Alkohol und ohne Übergewicht, kann seine Lebenszeit nochmal um mehr als 10 Jahre verlängern, wenn die Gene nicht total dagegen sprechen.
Das Problem ist nur, dass ab einem bestimmten Alter, altersbedingte Krankheiten und deren Folgen wie Schmerzen, Schwäche und Funktionsverlust unausweichlich sind und in den 10 Jahren vor dem Tod die Lebensqualität sehr einschränken können. Was bringt es also, so alt zu werden, wenn man dann am Ende leidet, weil der Körper sich stückchenweise verabschiedet?
Viele dieser „Stückchen“ sind mit der modernen Medizin gut zu behandeln und zu stabilisieren (Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz etc.). Man stirbt hier nicht mehr so leicht. Viele Krebsarten und auch ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt werden überlebt, durchaus danach mit einer ganz guten Lebensqualität.
Um dieses Dilemma zu durchbrechen, haben die Forscher den Prozess des Alterns mehr und mehr entschlüsselt – in der Hoffnung, dass wenn man das Alter im Sinne einer Verjüngung behandeln kann, man viele der altersbedingten Krankheiten abschwächen, hinauszögern oder sogar vermeiden kann. Seit der Entschlüsselung des Genoms im Jahre 2000 explodieren geradezu die Erkenntnisse um den Zusammenhang zwischen unserer Genetik und dem Einfluss unseres Lebens und seiner Umstände auf die Gene. Diesen Prozess der genetischen Modulation durch innere und äußere Einflüsse nennt man „Epigenetik“. In epigenetischen Studien wird klar gezeigt, dass ein gesundes Verhalten mit den oben genannten 5 Punkten (gesunde Ernährung, viel Bewegung, kein Nikotin, wenig Alkohol, kein Übergewicht) sicher zur epigenetisch bedingt gesunden Lebensverlängerung beiträgt.
Wie der Körper das macht, dieses Altern und die Verjüngung, das wird mehr und mehr verstanden. Es sind je nach Definition mindestens sieben große und wichtige zelluläre und molekulare Prozesse, die das Alter ausmachen. Erstens wird die DNA immer instabiler, da unsere Reparaturmechanismen, die automatisch täglich viele Krebszellen eliminieren, immer schwächer werden und damit wird Krebs im Alter immer wahrscheinlicher, vor allem bei entsprechender genetischer Disposition. Zweitens kommt es zu einer Verkürzung der Telomere (das sind die Endstückchen unserer Chromosomen). Je kürzer sie werden, desto schneller sterben wir. Fasten kann diese Verkürzung der Telomere umkehren. Drittens kommt es beim Altern mehr und mehr zu einer mitochondrialen Dysfunktion. Die Mitochondrien sind verantwortlich für unseren Energiestoffwechsel in der Zelle und sie haben auch eine kleine DNA, die sich allerdings nicht so gut wie die DNA im Zellkern reparieren kann. Damit werden Mutationen in den mitochondrialen DNA zu einem zunehmenden Problem für die Zelle. Ohne Energie (ATP) kann sie ihre zellulären Aufgaben nicht erfüllen und es kommt zunehmend zu Funktionsstörungen. Jede chronische Krankheit, wie zum Beispiel auch der Diabetes mellitus wird begleitet durch eine Störung der mitochondrialen Funktion. Auch hier wirkt Fasten und Sport günstig auf die Mitochondrien. Viertens kann die Zelle immer weniger ihren intra- und extrazellulären Müll abräumen. Alzheimer ist eine Ansammlung von extrazellulärem Proteinablagerungen, die sich normalerweise nicht ansammeln würden. Warum der eine diese Müllansammlung früher und der andere später bekommt, hat genetische und epigenetische Gründe, die mehr und mehr erforscht werden. Fünftens kommt es zu einer veränderten Zellkommunikation, das bedeutet, das Immunsystem verliert im Alter seine Balance zwischen Toleranz und Abwehr zugunsten der Abwehr. Eine kleine chronische Entzündung wird zum „Alltag“, da das Immunsystem die Toleranz, die es aktiv erarbeiten muss, im Alter nicht mehr aufrechthalten kann. Es wird einfach alles zu viel. Alle altersbedingten Krankheiten haben als Basis immer eine chronische Entzündung. Auch hier wirken Sport, gesunde Ernährung und vor allem NICHT Rauchen günstig. Sechstens kommt es im Alter zur Erschöpfung unserer Stammzellen, das sind die Zellen, die je nach Gewebe für eine immer stetige Erneuerung der Zellen verantwortlich sind. Hier wird schon bekannt viel geforscht und man hofft, mit Stammzell-Therapie alte und schwache Organsysteme ersetzen oder unterstützen zu können. Siebtens und sehr interessant: Wenn wir älter werden, tauchen plötzlich sogenannte seneszente (= alte) Zellen in den Organen auf. Diese Zellen teilen sich nicht mehr, denn sie haben die Fähigkeit zur Apoptose (Zelltod), ähnlich wie eine Krebszelle, verloren. Sie sind extrem aktiv in ihrer Kommunikation mit den anderen Zellen und können die gesunden Zellen mit dem Alter so etwas wie anstecken. Bringt man diese bei alten Mäusen durch bestimmte Medikamente, wie sie auch in der Krebstherapie verwendet werden, zum Zelltod, kommt es bei den Mäusen zu einer signifikanten Verjüngung. Jeder dieser sieben Alterungsprozesse oder seine Folgen kann theoretisch behandelt werden. Dies ist absehbar und zum Teil im Tierexperiment schon gelungen. Damit wir aber auch wirklich von diesen Verjüngungsideen profitieren können, braucht es noch Zeit. Diese Zeit sollte mit Erhaltung der Gesundheit genutzt werden.
Wie geht das?
Erstens mit einer relativen gesunden Lebensweise (die oben genannten fünf Punkte), zweitens mit den bekannten Angeboten zur Vorsorge (je nach Familienanamnese auch mehr), drittens bei beginnenden Funktionsstörungen ab 40-50 Jahren sollte oder kann mithilfe der Regulationsmedizin biochemisch die mitochondriale Funktion der Zellen unterstützt werden. Auch die Biodentische Hormontherapie ist eine Möglichkeit, das normale Altern etwas hinauszuzögern. Und viertens ist es sehr wichtig, für sich selber und auch für die Gesellschaft das Thema „Stress“ mehr in den Fokus zu stellen. Sehr viele Studien beweisen, dass Stress jeder Art das Altern und damit Krankheiten beschleunigt.
Es kommen also interessante Zeiten auf uns zu und es wird in der Medizin einen Paradigmenwechsel geben: Von der Behandlung des Alters hin zur Erhaltung der Gesundheit und wir alle können und müssen unseren Teil dazu beitragen.